Keine Schneeflocke fällt jemals auf den falschen Platz.
Zenspruch
Von Osten strahlt ein Stern herein
mit wunderbarem hellen Schein,
es naht, es naht ein himmlisch Licht,
das sich in tausend Strahlen bricht!
Ihr Sternlein auf dem dunklen Blau,
die all ihr schmückt des Himmels Bau,
zieht euch zurück vor diesem Schein,
ihr werdet alle winzig klein!
Franz Pocci
Ein Augenblick der Seelenruhe
ist besser als alles,
was du sonst erstreben magst.
Persische Weisheit
Hört, wie hell ein Glöckchen klingt,
der Kinder Herz vor Freude springt,
erfüllt die Welt mit Lichterschein
und Weihnachtsfriede kehre ein.
Sehnsucht nach Licht
ist des Lebens Gebot.
Henrik Ibsen
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.
Zwei und drei und dann vier!
rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir
und so leuchtet das Zimmer.
Matthias Claudius
Und wandre aus den Mauern
bis hinaus ins weite Feld,
hehres Glänzen, heil'ges Schauen!
Wie so still und weit die Welt.
Sterne hoch die Kreise schlingen,
aus des Schnees Einsamkeit
steigt's wie wunderbares Singen -
o du gnadenreiche Zeit.
Johannes Freiherr von Eichendorff
Von hohen Himmelsfernen
aus einem blauen Band,
im Glanz von tausend Sternen
kam stilles Glück ins Land
und hat im Dunkeln
ein Lichtlein angesteckt,
hat Sorgen, Gram und Schmerzen
ganz leise zugedeckt.
Richard von Schaukal
Tief im Winter lernte ich endlich,
dass hinter mir
ein unbesiegbarer Sommer lag.
Albert Camus
Wenn Schnee auf dem
Dach eines Hauses liegt,
so sagt das noch nicht,
dass im Inneren des Hauses
kein Feuer mehr brennt.
Unter der Schneedecke,
der scheinbar undurchdringlichen,
blüht die Hoffnung von Morgen,
ein weissen Glöckchen,
das unerschrocken den Frühling wagt.
Licht - schöner nicht gedacht,
milder nicht gesehn,
weicher nie geschehn:
Dieser Tag hat es hervorgebracht:
Carl Peter Fröhling
Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle, mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit, und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle, schöne Blumen der Vergangenheit.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise, und ds alte Lied von Gott und Christ, bebt durch Seelen und verkündet leise, dass die kleinste Welt die grösste ist.
Leis schwebt es vom Himmel,
die Landschaft wird weiss.
Es frieren die Wasser,
zu spiegelndem Eis.
Es ist wieder Winter,
die Nächte sehr kalt,
und bald holt der Vater,
den Baum aus dem Wald.
Bäume leuchtend, Bäume blendend,
überall das Süsse spendend,
in dem Glanze sich bewegend,
alt' und junges Herz erregend.
Solch ein Fest ist uns bescheret,
mancher Gaben Schmuck verehret;
staunend schaun wir auf und nieder,
hin und her und immer wieder
Johann Wolfgang von Goethe
Wir sollten - ist doch wahr -
zu Weihnachten der Ruhe pflegen,
um uns im neuen Jahr
nur halb so viel noch aufzuregen.
Karl-Heinz Söhler
Was du in anderen Menschen
entzünden willst,
muss in dir selbst brennen.
Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus. Den weissen Wegen
streckt sie die Zweige hin - bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke
Eine Kerze abbrennen lassen,
und sich wirklich einmal die Zeit
dazu nehmen,
gar nichts weiter zu tun als dieses.
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohl bestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.
Georg Trakl
Etwas aus den nebelsatten
Lüften löste sich und wuchs
über Nacht als weisser Schatten
eng um Tanne, Baum und Buchs.
Und erglänzte wie das Weiche,
Weisse, das aus Wolken fällt,
und erlöste stumm in bleiche
Schönheit eine dunkle Welt.
Gottfried Benn
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
mich lieblich heimatlich verlocken
in märchenhafter Herrlichkeit.
Theodor Storm